Die Promenade stellt den Spaziergang durch die Ausstellung dar - zwei Großfiguren, die Skulpturen von Niki de Saint Phalle und Alberto Giacometti nachempfunden sind - die eine klein und bunt, der andere langgestreckt, in pelzigem metallgrau - bewegen sich zwischen Staunen und Neugier, nicht nur zwischen den Bildern, sondern auch im Zuschauerraum und entdecken die Ausstellung.
Der Gnom lebt im Bild "Die Tyrannei der Architektur - die Straße zum Sozialismus" des Wiener Malers Friedensreich Hundertwasser. Doch diese unerwartet mehrdimensionale Umgebung bereitet ihm erhebliche Probleme – vor allem die Perspektive, die ihn schließlich sogar bedroht.
Das alte Schloss entstand frei nach dem Bild "Sitting in the Zen Garden" von David Hockney. In dessen Stil setzen sich collageartig angeordnete Detailfotografien zur Ansicht eines Schlosses zusammen. Dieses befindet sich innerhalb einer riesigen Sanduhr, deren stetiges Rieseln, begleitet von der langsamen, fast melancholischen Musik, vom Vergehen der Zeit und vom Verfall kündet.
Die Tuilerien, Gärten in Paris, sind Wassily Kandinskys Bild "Kleine Freuden" nachempfunden. Es herrscht fröhliche, bunte Ausgelassenheit, kleine, abstrakte Elemente und seltsame Gestalten bewegen sich in einem nicht definierbaren seidigen Raum. Sie stiften optische Verwirrung und sind doch ein Sinnbild der Freude.
Marc Chagalls "Der Violinist" sowie andere Elemente aus seinen Bildern bilden den Hintergrund für den Bydlo - zur langsamen und schwerfälligen Musik bewegt sich der Ochsenkarren durch die dunklen Weiten Russlands, in denen Häuser, Hütten, Menschen und Tiere in seltsamen Beziehungen zu einander stehen.
Beim Ballet der Küken in ihren Eierschalen nach Andy Warhols "Campbell's Suppendosen" und im Stil seiner Farbflächen-Bilder werden die Eierschalen zur Suppendose. Die Küken repräsentieren das vollkommene Chaos in einem kurzen Stop-Motion-Trickfilm: klein, trippelnd, vogelhaft wie die Musik – und dann doch um Ordnung und Einheit bemüht.
Samuel Goldenberg und Schmuyle erinnern an zwei Bilder von Pablo Picasso: "Wilhelm Uhde" (1910) und "Nude Man and Woman" (1971), die Picassos Werk weitgehend umspannen. Im Widerstreit der beiden lebensgroßen Klappmaulfiguren - der reiche und der arme Mann - dominieren Spannung und Konflikt wobei selbstredend der Reiche das letzte Wort hat.
Der Marktplatz von Limoges ist dem Bild "Die Zwitschermaschine" von Paul Klee nachempfunden, die hier tatsächlich dreidimensional und funktional nachgebaut wurde. Mussorgskis keifenden Frauen auf einem Marktplatz werden so zu streitenden, zwitschernden, durch die Bewegung der Kurbel zur anschwellenden Musik sich immer mehr dehnenden, vogelähnlichen Wesen.
Georgia O'Keeffes Bild "Radiatorgebäude – Nacht – New York" bildet die Grundlage für die Katakomben. Ein Bild aus schwarzen Flächen, kombiniert mit unzähligen Lichtern stellt die Katakomben der Neuzeit dar: die Großstadt. Beleuchtete Fenster der Wolkenkratzer, dazwischen Autos, Straßenlampen, Ampeln - nach und nach gehen die Lichter aus, bis zur absoluten Dunkelheit – die Stadt schläft, der Mensch stirbt.
Cum mortuis in lingua mortua ist nach dem Bild von Joan Miró "Badende" gestaltet - hier drückt die Musik eine Zeitverschiebung aus, einen Stillstand in der Bewegung, wie das Anhalten der Luft unter Wasser. In einer riesigen Projektion im gesamten Zuschauer und Bühnenraum wird dieses Wasser dargestellt, mit farbigen Schatten wird diese „Sprache des Schweigens“ gesprochen.
Die Hütte der Baba Yaga ist an Martin Kippenbergers Arbeiten angelehnt und mit seinen Lieblingsmotiven, Laternen und Kisten, ausgestattet. Das Bild wird zur Installationskunst: eine Kiste als Hütte mit Laternen als Beine, bewegt sich bedrohlich über den gesamten Bühnenraum bis schließlich die Hexe Baba Yaga persönlich auftritt.
Der letzte Satz, das große Tor von Kiew, ist Arbeiten von Christo und Jeanne-Claude nachempfunden. Die Musik baut hier auf Motiven der Promenade auf, wobei der Spaziergang zum Triumphmarsch, zu einer pathetischen Siegeshymne, wird. Doch Pathos gehört entlarvt: mit Verhüllungsaktionen wird Raum für neue Blickweisen geschaffen und so wird das Klavier, samt dem Pianisten (!), noch während der letzen Takte verpackt und das Stück endet sehr zur Verblüffung des Publikums mit dieser erstaunlichen Verfremdung.
Als Zugabe bringen wir Strawinskis „Zirkuspolka für einen jungen Elefanten“ - dargestellt ausschließlich mit großen Lampions, die im Laufe dieser wunderbar leichtfüßigen Musik verschiedene Formen und Figuren ausprobieren. Schließlich finden sie zusammen und bringen tatsächlich einen tapsigen, immer mehr an Sicherheit gewinnenden, jungen Elefanten auf die Bühne.
Highlights
Das Stück war, mit Christopher Hinterhuber am Klavier, im Wiener Konzerthaus, im Museum der Moderne in Salzburg, in der Philharmonie Luxemburg und in der Metropolitan Hall in Taipeh zu sehen. In Zusammenarbeit mit weiteren Pianisten wurde es unter anderem im Konzerthaus Thessaloniki, im Gasteig München sowie im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Wroclaw gezeigt.
In der Orchesterversion von Ravel wurde es schon gemeinsam mit dem dem Jugendsinfonieorchester Vorarlberg, dem Izmir State Symphony Orchestra, dem Beethoven Orchester in der Bonner Oper und dem Orchester von Castilla y Leon aufgeführt.